Olympia-Generalprobe

17. Juni 2021

Ratingen: Erster Start als Frau Mayr

Verena Mayr (Mädchenname Preiner) im Ausnahme-Zustand: Letztes Wochenende heiratete die 26-Jährige im heimatlichen Ebensee ihren Lebensgefährten Thomas: „Es war noch romantischer, als wir es uns erträumt hatten. Für mich war es das schönste Wochenende meines Lebens - glücklicher geht nicht!“ Weitere private Auszeiten sind ab sofort nicht mehr vorgesehen. Am Wochenende steigt unter neuem Namen die Olympia-Generalprobe in Ratingen. Die Vorgabe klingt simpel: „Gesund bleiben, den Wettkampf beenden!“

„Ich war schon beim Einpacken nervöser als sonst, hab‘ mir extra viel Zeit gelassen, damit ich ja nichts Wichtiges zu Hause lasse“, gibt Verena Mayr zu. Nicht weniger als 624 Tage sind seit dem Gewinn der WM-Bronzemedaille und dem Start in Doha (im Oktober 2019) vergangen. Coach Wolfgang Adler gibt sich fürs Wochenende vorsichtig optimistisch: „Die Trainingsleistungen waren solide. Verena kann beruhigt an den Start gehen, ihre Formkurve zeigt deutlich nach oben.“ Nach kurzer Atempause kommt die Anmerkung: „Aber Wunderdinge darf man sich so knapp vor den Olympischen Spielen von Verena nicht erwarten.“

Mit welchem Gefühl siehst Du der Olympia-Generalprobe in Ratingen entgegen?
Verena Mayr: „Olympia-Generalprobe für Tokio trifft es: Ich habe, aufgrund einiger Verletzungen und Krankheiten, seit 3. Oktober 2019 keinen Mehrkampf mehr bestritten. Diese 21 Monate fühlen sich wie eine halbe Ewigkeit an. Es geht in erster Linie darum, sich wieder langsam an den Wettkampf-Rhythmus zu gewöhnen und die Abläufe zu verinnerlichen. Ich werde es, ehrlich gesagt, ohne Zwang angehen. Natürlich würde ich gerne meinen Titel von 2019 verteidigen und möglichst viele Punkte holen. An oberster Stelle steht aber: Den Bewerb unter allen Umständen verletzungsfrei zu beenden. Ich will und darf fünf Wochen vor den Olympischen Spielen nichts riskieren. Das gilt für alle Tokio-Starterinnen.“

Überwiegt im Augenblick die Vorfreude oder doch die Nervosität?
Mayr: „Aktuell überwiegt noch die Nervosität. Beim Wettkampf selbst setzt sich dann hoffentlich die Freude durch. Ich kann’s kaum noch erwarten, endlich wieder bei einem Siebenkampf am Start zu stehen. An Ratingen habe ich jedenfalls nur die besten Erinnerungen: Es ist mein 3. Start bei diesem Traditionsmeeting. 2016 bin ich mit 5.822 Punkten Sechste geworden, hab mich im abschließenden 800-m-Lauf bis zum letzten Meter mit keiner Geringeren als Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill (GBR) gematcht. Am Ende war’s ein Fotofinish, sie war 2 Zehntel schneller, hat überlegen den Siebenkampf gewonnen, für mich war’s eine Saisonbestleistung. Vor zwei Jahren hätte es besser nicht laufen können: Ich habe ich mit 6.591 Punkten einen neuen österreichischen Rekord aufgestellt und mit Ivona (Dadic) eine ÖLV-Doppelsieg gefeiert. In 7 Disziplinen sind mir nicht weniger als sechs Bestleistungen gelungen, nur im Weitsprung habe ich mit 6,16 m ein paar Punkte liegengelassen. Es war für mich – nach Doha – mit Sicherheit der beste Siebenkampf meines Lebens. Die WM zählt insofern mehr, weil ich dort mehr unter Druck stand.“

Wen schätzt Du fürs Wochenende am stärksten ein?
Mayr: „Von der Papierform her ist Carolin (Schäfer/persönliche Bestleistung: 6.836 Punkte) zu favorisieren. Auch die Ukrainerin Hanna Kasyanova (PB: 6.586) sollte man auf der Rechnung haben.“


Zahlen & Fakten zum Mehrkampf-Meeting in Ratingen (19./20. Juni):

  • Das BetreuerInnen-Team der ÖLV-Siebenkampf-Rekordhalterin umfasst vier Personen: Coach Wolfgang Adler, Manager/Ehemann Thomas Mayr, Sportmedizinerin Dr. Sigrun Schönfelder und Physiotherapeutin Anja Oyrer.
  • Die Abreise erfolgt Donnerstagvormittag: Für die 770 Kilometer lange Anreise in die 80.000-Einwohner-Stadt in Nordrhein-Westfalen sind knapp 8 Stunden veranschlagt. Freitag ist im Stadion in Ratingen noch ein leichtes Lockerungs-Training vorgesehen.
  • 19 AthletInnen haben für den Siebenkampf genannt, darunter insgesamt 12 DLV-Starterinnen, allen voran die Frankfurterin Carolin Schäfer, Vize-Weltmeisterin 2017 in London und EM-Dritte 2018 in Berlin. Die Deutsche ist auch die Einzige im Starterfeld, die eine bessere Bestleistung als Verena Mayr (geb. Preiner) zu Buche stehen hat. Ebenfalls am Start ist ÖLV-Teamkollegin Ivona Dadic - ob sie den Siebenkampf tatsächlich bis zum Ende mitmacht, wird kurzfristig entschieden.
  • Los geht’s im Siebenkampf am Samstag mit den 100 m Hürden ab 11:30 Uhr. Die siebente und letzte Disziplin, ist am Sonntag, um 16.10 Uhr, geplant.
  • Unumschränkter Star im Zehnkampf der Männer ist Weltmeister Niklas Kaul (GER/PB:8.691 Punkte).