Verena Mayr (vormals Preiner) kam bereits im Alter von sechs Jahren zur Leichtathletik und zur Union Ebensee. Mit 15 zog sie nach Linz, um fortan den Leistungssport möglichst professionell ausüben zu können. Ihr Wunsch damals: „Ich will einmal Staatsmeisterin werden und international antreten!“
2014 folgte die Premiere auf internationalem Parkett. Es begann mit Platz neun bei der Junioren-WM in Eugene. 2015 wurde sie Vierte bei der U23-EM in Tallinn, 2016 landete die Oberösterreicherin bei ihrem Großereignis-Debüt in der allgemeinen Klasse bei der EM in Amsterdam auf Platz sieben. 2017 holte sie U23-EM-Silber in Bydgoszcz inkl. österreichischem U23-Rekord. Damit war sie für die Freiluft-WM in London qualifiziert, stieg auf Rang 18 liegend vor dem abschließenden 800-m-Lauf nach einem Asthmaanfall aber aus.
2018 lieferte sie in Berlin als Achte mit 6.337 eine neue persönliche Punkte-Bestleistung ab. Die abgelaufene Saison verlief trotz zwei Verletzungen im Sprunggelenk einfach sensationell: Im Fünfkampf erst Staatsmeisterin, dann Hallen-EM-Sechste in Glasgow mit persönlicher Bestmarke. Im Siebenkampf erbrachte sie auf Teneriffa mit Bestleistung von 6.472 das Limit für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio und pulverisierte nur drei Wochen später in Ratingen mit 6.591 ihre Bestmarke und schnappte sich damit auch den ÖLV-Rekord (von Ivona Dadic). Und am 3. Oktober gelang mit WM-Bronze die Krönung der Saison.
Als Heeressportlerin absolviert die Siebenkämpferin an ihrem Trainingsstützpunkt in Nizza, im Leichtathletikzentrum OÖ. in Linz sowie im Olympiazentrum OÖ. bis zu 12 Trainingseinheiten in der Woche.
Das endgültige Ausrufezeichen gelang bei der Weltmeisterschaft im Oktober 2019 in Doha. Die ÖLV-Rekordhalterin belegte mit 6.560 Punkten hinter Katharina Johnson-Thompson (GBR) und Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (BEL) den dritten Rang und gewann die Bronzemedaille. Verena schüttelte nur ungläubig den Kopf: "Dass ich mit Katharina und Nafissatou am Podium stehen darf, damit geht für mich ein absoluter Wunschtraum in Erfüllung. Fast zu schön, um wahr zu sein..."
5 Fragen an Verena Mayr:
- Wie kann man sich eine Olympiade, Deinen Weg zu den Olympischen Spielen vorstellen?
Ich habe mich 2019 erstmals vorzeitig für Olympia qualifiziert - nach knapp 10 Jahren (Hochleistungs-) Training und gut 9.500 Trainingseinheiten. Mit 15 bin ich mit meiner größeren Schwester von Ebensee nach Linz gezogen, um täglich trainieren zu können. Damals habe ich zu meinem Trainer Wolfgang Adler gesagt: Ich will einmal bei einem internationalen Wettkampf starten und an Österreichischen Staatsmeisterschaften teilnehmen. 2018, nach meinem sechsten Platz bei der EM in Berlin, hat er mir klar gemacht: Ab jetzt kommen wir nur mehr weiter, wenn Du mehr willst, als nur dabei zu sein. Du musst selbst daran glauben, auch gewinnen und Medaillen gewinnen zu können. Seit letzten Oktober, seit WM-Bronze 2019, weiß ich endgültig: Ich kann bei jedem Wettkampf ganz vorne landen. Mit Rang 11 bei meiner Olympia-Premiere in Tokio 2021 muss ich angesichts der Umstände zufrieden sein. Ich konnte nur einen Bruchteil der geplanten Vorbereitung verletzungsfrei absolvieren, war auch beim Wettkampf nur bedingt fit. Für mich war es eine Frage der Ehre, den olympischen Siebenkampf unbedingt zu beenden. Ich hätte mir ein besseres Resultat gewünscht, kann mir aber nichts vorwerfen.
- Was ist Deine erste olympische Erfahrung (als Kind oder Jugendlicher)?
Ich war als Ersatz für die Europaspiele in Baku 2015 mit dabei. Damals waren mehr als 6000 AthletInnen aus 50 Nationen in Aserbaidschan am Start. Es gab ein Athleten-Dorf wie bei Olympischen Spielen. Ich hatte Zeit, mir andere Sportarten – wie Schwimmen oder Rhythmische Gymnastik – anzuschauen. Ich bin beim Essen mit Turnerinnen oder Gewichthebern an einem Tisch gesessen. Ich habe die zwei Wochen richtig genießen können. Damals war mir klar: Ich will zu Olympia, das ist für LeichtathletInnen der ultimative Traum. Jetzt habe ich mir diesen Traum erfüllt. Das soll aber nicht alles gewesen sein. In Paris 2024 will ich mehr...
- Welche Erfahrungen hast Du im Zuge von Olympischen Spielen gemacht?
Ich habe 2016 die Olympia-Teilnahme ganz knapp verpasst. Es waren nur gut 20 Siebenkämpferinnen aufgrund ihrer Punkteleistung direkt für die Spiele in Rio qualifiziert. Der Rest wurde nach Weltrangliste aufgefüllt und da fehlten mir am Ende ein, zwei Plätze. Für Tokio habe ich gleich bei meinem ersten Wettkampf, zu Beginn der Qualifikationsphase, die IAAF-Norm überboten. Die offene Rechnung von Rio ist damit beglichen.
- Was bedeuten Dir die Olympischen Spiele?
Ich habe mit der Qualifikation ein sehr großes Karriere-Ziel erreicht. Jetzt habe ich mal einen 11. Rang stehen - trotz eingeschränkter Vorbereitung. 2024 will ich mehr.
- Man sagt, Sport sei die beste Schule – was hast Du vom Sport gelernt?
Andere hatten vielleicht mehr Talent. Aber ich habe Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Das zahlt sich am Ende aus. Ich glaube fest daran: Es gibt (fast) nichts, was du mit harter Arbeit nicht erreichen kannst. Ich habe jahrelang zu Mehrkämpferinnen wie Olympiasiegerin Nafissatou Thiam und Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson aufgeschaut. In Doha stand ich mit beiden am Podium und hatte selbst eine Medaille um den Hals. Das möchte ich wieder erleben. Und am liebsten 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris.